Berglauf Herzogstand ( 1.731m, Bayerische Voralpen)

Berglauf Herzogstand ( 1.731m, Bayerische Voralpen) Weiss-blauer Himmel, weiß-blaue Maibäume, frisches Laubgrün auf den Bäumen, blühende Wiesen – ein Tag  in Bayern wie er schöner nicht sein kann!  Dazu 1. Mai, Feiertag, gefühlter Winterkehraus in den Bergen. Die Beine jucken. Jede Faser im Körper drängt Richtung Alpen. Der Winter war ja so lang. Mensch, bin ich heiß auf frische Bergläufe.

Alles im Aufbruch, Schneeschmelze, tausende Rennradfahrer, hunderte Mountainbiker,Wanderer. Die Chancen auf Einsamkeit sind am Herzogstand perse gering, an einem Feiertag mit Sonnenschein aber ausgeschlossen. Oben, am altehrwürdigen Kesselberg, einer der wenigen „echten“ Passstraßen Deutschlands, stelle ich meinen Wagen ab. Schon die Hinfahrt durch das „Blaue Land“ war ein wahrer Augeschmaus. Frisches Grün schmückt die bewaldeten Anhöhen umgeben von gelbenblühenden Blumenwiesen, dahinter türmen sich die schroffen Bergflanken mit noch weißen Berggipfeln auf. Neben dem Herbst eine der schönsten Jahreszeiten in den Bergen.

Losgerannt! Ein kurzes Stück muss ich entlang der Kesselbergstraße laufen die heute von zahlreichen Rennradlern als Trainingsrevier genutzt wird. Die Reißverschlüsse der Trikots stehen weit offen, wird während des Pedalierens bei rund 24°C doch ordentlich transpiriert. Ganz so weit ist es bei mir noch nicht. Meine Schweißdrüsen haben noch Ruhe, noch. Denn schon biege ich in den Reitweg Richtung Herzogstand ein. Der geht ja ertsmal gemütlich los, angenehm sanft ansteigend durch freundlichen hellen Laubwald. Ein idealer Start. Durch die noch jungfräulich belaubten Bäume glitzert das türkise Wasser des Walchensees. Zusammen mit dem Kochelsee und den bewaldeten Bergen fühlt man sich hier in nordamerikanische Landschaften versetzt, weshalb diese Gegend nicht umsonst den Beinamen „Kleinkanada“ trägt.

Nach rund 100 Höhenmetern wird eine Lichtung erreicht welche von Hochspannungsleitungen des Walchenseekraftswerks überspannt wird. Ab hier schwingt der Fahrweg ein erstes mal steil auf und jetzt sind auch meine Schweißdrüsen am Start. Der Puls steigt. die Maschinerie läuft an. Ein nachfolgendes Mischwaldstück erlaubt dann nochmal eine kurze Verschnaufpause bevor die nächste Steilstufe kurze Zeit später erreicht wird. Diese zieht aber richtig an und hat geschätzt an die 30%. Neben einigen Wanderen im Anstieg sehe ich vor mir einen weiteren Bergläufer hinter der Bergkuppe verschwinden. Der hat sicherlich 4 Minuten Vorsprung und darf mir als Zugspferd für die restlichen Kilometer herhalten. Der Abstand wird bis zum Herzogstandhaus ,gleich bleiben.

Die wohl prägnanteste Steilstelle dieses Berglaufes ist schnaufend überwunden. Von nun an geht es zwar weiterhin relativ steil aber in einem deutlich angenehmeren Prozent-Range über einige großzügige Serpentinen weiter nach oben. Immer wieder gibt die Schneiße der alten Skipiste eine beachtliche Schau auf  das Alpenvorland frei, welches ganz im Gegensatz zu der inzwischen in tristes Braun übergegangenen Landschaft  des Berges in kraftstrotzendem Grün heraufleuchtet.

Nachdem der 1.426m hohe Rauchkopf umlaufen ist, erreiche ich auf Höhe Schlehdorfer Alm freies Wiesengelände mit einigen auffällig knorrigen und frei stehenden Laubbäumen. Hier flacht die Steigung für ein Stückchen hinüber bis zur Bergflanke des Martinkopfs ab und das Tempo kann nochmal forciert werden, ehe ein weite Serpentine zum Schlussspurt Richtung Herzogstandhaus leitet. Die Szenerie mutet nun recht winterlich an, der Fahrweg scheint während der Revision der Herzogstandbahn freigeräumt worden zu sein, ansonsten würden hier wohl noch zwei Meter Altschnee auf dem Anstieg liegen.

Auf 1.575m ist das Herszogstandhaus erreicht. Finale? Nein, nicht ganz. Bis hierhinhabe ich schon einige Wanderer und Mountainbiker überholt, alle bestens ausgerüstet. Von nun an beginnt allerdings der Turnschuhzirkus der Seilbahntouris. Die lassen es ich natürlich nicht nehmen den Gipfel des Herzogstandes anzupeilen, der über eine verschneite Hangtraverse erreichbar ist. Der schmale Pfad demenstprechend  gespickt mit überforderten und umherrutschenden Gipfelaspiranten und ich bereue schon meine Entscheidung nicht gleich am Herzogstandhaus Kehrtwende gemacht zu haben. Natürlich will ich nicht alle über einen Kamm scheren, auch vorbildliche Wanderer sind unterwegs.

Glücklicherweise bieten meine Dynafits super Grip, um die „Spezialisten“ geschickt zu umtänzeln. Der trailige Serpentinenanstieg, der eigentlich  interessante Teil dieses Berglaufes ist südexponiert und schneefrei und damit im gegensatz zur Hangtraverse bestens zu laufbar. In guter Verfassung erreiche ich den 1.731m hohen Gipfel des Herzogstandes. Es ist erfreulich ruhig hier oben, kaum Andrang und vom kleinen Gipfelpavillon aus genieße ich die wirklich entzückende Aussicht. Vor allem Karwendel- und Wettersteingebirge sind von hier aus begnadet schön zu überblicken…

Später im Jahr bietet sich von hier aus die Gratüberschreitung zum Heimgarten an. Der fast durchgängig laufbare Kammweg ist einer der schönsten Voralpentrails, aber an Wochenenden leider auch gut besucht. Diese Unternehmung werde ich dieses Jahr ein weiteres Mal in Anspruch nehmen, schon 2010 bin ich da mal drübergeschrubbt. hat Spaß gemacht!  So ergibt sich eine schöne und anstrengende Voralpenrunde mit allem was dazugehört. Heute allerdings nehme ich als Abstieg meine Anstiegsroute.

 

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11 Kommentare zu „Berglauf Herzogstand ( 1.731m, Bayerische Voralpen)

  1. Toller Bericht, tolle Bilder, tolles Wetter…der Frühling ist da und der Schnee hoffentlich schnellstmöglich Geschichte.

    1. @zottelbartos – naja, würde schon mal gern in berlin lauftrainingslager machen. rundherum sind doch zig naturparks. gefallen die dir nicht? in ostbayern zb findest du fast nur mehr maisfelder bzw fichtenplantagen zwischen denen man laufen kann und in den alpen gehts zu wie aufm rummelplatz. also wenn du mal tauschen willst ich komm gern mal für ne woche ins biosphärenreservat oder an die seenplatte…. 😉

      1. Ganz unrecht hast dun nicht, es gibt aber auch hier viele Möglichkeiten einsam unterwegs zu sein. In den Alpen sind die Münchner Modeberge nicht besonders empfehlensdwert, ich kenne aber auch ganz ruhige Anstiege. Die Berliner Ecke hat aber ebenfalls viel zu bieten, habs mir auf googleearth schon angeschaut.

        1. ..und genau deswegen liebe ich das laufen. wenn man nur bissl sucht, seinen stil anpasst, evtl sich die richtigen tageszeiten rauspickt kann man überall super strecken haben.
          in berlin könnte man sich ja bisschen auf die parcoursschiene bzw freerunningschiene begeben..
          naja, will euch nicht zutexten aber bin hald seit 4 wochen dieser seite hängengeblieben. is einfach cool !!!

          1. Klar gibt es auch hier tolle Strecken, aber wenn ich ein Bild sehe, auf dessen Horizont sich die Alpen auftürmen, dann bekomme ich einfach Fernweh 😉 Man mag halt oft die Dinge am meisten, die man nicht hat. Und da ich vor allem mit dem Rad unterwegs bin muss ich sagen, dass Berge nur mit Bergen zu ersetzen sind. Nichts desto trotz stimme ich dem zu, dass man fast überall viel Spaß beim laufen und radeln haben kann. 😉

            1. >>Man mag halt oft die Dinge am meisten, die man nicht hat<<
              ..du sagst es 🙂
              also ich hätte gerne das berliner umland mit seinen naturparks direkt angrenzend an die ammergauer alpen 🙂

            2. Der Mensch hat eben eine Vorliebe für landschaftliche Superlative 🙂

              Das Meer ist ja auch hübscher als der Weiher um die Ecke. Die Alpen sind ja auch geil

  2. Also, mir geht es auch so: Ich mag die Strecken hier im Berliner Umland und entdecke immer wieder Neues und Schönes, aber wenn ich da so deine wunderschönen Berglauf-Strecken sehe, dann würde ich auch gerne mal schnell tauschen!

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